Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Nachkriegszeit

~Uns ging´s bloß ums Überleben~

1/2011
Hungerwinter:
Deutschlands humanitäre Katastrophe 1946/47 & Gordian Maugg

hunger.jpgEs war der kälteste Winter des Jahrhunderts. Der Zweite Weltkrieg war vorrüber, Deutschland besetzt, die Städte zerbombt. Es fehlte an allem: Wohnungen, Nahrung, Heizmaterial. Als dann die Kälte hereinbrach, starben in den Trümmern und notdürftig hergerichteten Unterkünften mehrere hunderttausend Menschen, vor allem Alte, Frauen und Kinder, an Unterernährung, Erfrierung und Epidemien. Nun erzählen Betroffene zum ersten Mal vom Überleben in dieser Schreckenszeit. Ein bewegendes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte.

Eigentlich gedacht als Begleitbuch zu einem ARD-Dokudrama welches ich bislang aber noch nicht gesehen habe. Mich hat der Titel spontan angesprochen da meine Mama Jahrgang 46 ist und ich von ihr schon einige Erzählungen von damals zu eben diesem Thema gehört hatte. Aufgewachsen auf dem Land decken sich ihre Erinnerungen mit vielen Betroffenen aus der Doku, allerdings hatte sie und ihre Familie das große Glück auf dem Land aufgewachsen zu sein, wo man sich in bäuerlicher Umgebung teilweise selbst mit Nahrung versorgen konnte.
Gehört hatte ich wie gesagt von diesem Winter in dem viele hundertausende ihr Leben verloren, und dieses Buch erklärt detailiert wie es überhaupt zu dieser Katastrophe kommen konnte. Deutschland hat den Krieg verloren, die Städte waren zerbombt, Deutschland war in Besatzungszonen aufgeteilt. Eine Zeit in der es an allem mangelte und der heraufziehende Kalte Krieg machte die Versorgung nicht leichter.
Wo der Schritt zur Kriminalität die Entscheidung zum Weiterleben war. Hamstern, Diebstahl, Schwarzmarktgeschäfte waren an der Tagesordnung. Lebensmittelkarten wurden zum Lebensberechtigungsausweis. 
Ein Szenario dass man sich in der heutigen Überflussgesellschaft absolut nicht mehr vorstellen kann, dass war kein Leben mehr, dass war das bloße Überleben!!
Ich hab viele offene Fragen beantwortet bekommen und das geschilderte Schicksal Einzelner werde ich mit Sicherheit lange nicht vergessen können.


Über mich 09.01.2011, 20.18 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

~Es ging ums nackte Überleben~

10/2010
Anonyma - Eine Frau in Berlin    Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis 22. Juni 1945

anonyma.jpgEine namenlose Frau erzählt von den letzten Tagen des Krieges im Frühjahr 1945 und dem Einmarsch der Roten Armee in Berlin: Schonungslos offen berichtet die vielleicht 30-jährige von Hunger, Ekel, Gewalt und Angst. Doch statt Selbstmitleid oder Hass wächst in der jungen Frau ein unerschütterlicher Überlebenswille heran ....

3 Kladden werden von ihr mit Erlebnissen gefüllt. Eine der vielen Abkürzungen. "Schdg." - heisst zum Beispiel Schändung. "Zwangsverkehr" nannten es die Behörden.
Der Krieg ist vorbei, das Leiden der Frauen beginnt erst.
Ein Schicksal das unzähligen Frauen widerfahren ist. Auch Anonyma wird vergewaltigt. Dennoch begibt sie sich anschließend selbstbewußt in eine Art Zwangsprostitution. Ein ranghoher Offizier musste her. Ein Wolf, der ihr quasi die Wölfe vom Leibe hielt. Mehr noch, es wurde Essen "angeschlafen". In diesen Zeiten überlebensnotwendig. Hunger war allgegenwärtig. Mütter hatten nicht genügend Milch für ihre Säuglinge. Tote Pferde wurden auf offener Straße ausgeschlachtet.

Erschreckend ist diese lakonische und pragmatische Erzählweise. Die Perspektive wirkt so überaus distanziert von allem. Frei von Selbstmitleid, Frei von Hass. Ihre Gefühle wirken abgetötet. Augen zu und durch, es ging ums Überleben. Sie war dabei, sie hats erlebt, sie hat darüber geschrieben. Denn davon wollte niemand etwas wissen. Es musste von deutschen Frauen totgeschwiegen werden. Es wurde von deutschen Männern tabuisiert.

Ein wichtiges historisches Zeitzeugnis.


Über mich 21.03.2010, 22.52 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL



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