Ausgewählter Beitrag

~Backenzahn im Eiterbett II.~

Meine Backenzahngeschichte scheint ja doch noch ein gutes Ende nehmen zu wollen.

Habe ich doch >hier< noch geschrieben, dass mir die Extraktion bevorsteht und ich habe mich seelisch und moralisch auch schon drauf eingestellt.

Aber wie das halt bei Ärzten so ist, und ebenso bei Zahnärzten, hat jeder seine eigene Meinung und Vorstellung von Ursache und Behandlung.

Vor fast einem Jahr bekam ich die Diagnose, dass die Nr. 37 eine Wurzelspitzenentzündung hat und durch diesen Entzündungsherd eine Streuung von Bakteriengiften den ganzen Körper erfasst. Diese Bakterien haben den Kieferknochen "angefressen" und die Nr. 36 komplett unterhöhlt. Da dieser Zahn eh massiv kariös und nicht mehr behandelbar ist, hielt es mein Zahnarzt damals für angebracht diesen zu extrahieren und gegen die Bakterien mit Antibiotika gegenzusteuern.
Diese Extraktion wurde zur Tortur. Aufgrund der massiven Entzündung hat wohl die Lokalanästhesie so gut wie keine Wirkung gezeigt. Und dennoch war mein Dr.med.dent. vom Ehrgeiz zerfressen diesen Zahn selbst zu entreissen. Durch Teilung, bzw. Zersägung der Wurzel und Entfernung der Teile auf 2 bzw. 3 Mal.
Das Zerteilen des Zahnes hat mir keinerlei Schmerzen bereitet, bis auf den massiven Druck ins Kiefer. Aber sobald er den Spaten ansetzte um die Zahnteile herauszudrehen und zuhebeln bin ich im Behandlungsstuhl senkrecht gesessen und habe Schreie ausgestossen, dass sogar der Kollege von 2 Zimmer weiter kam um nachzusehen wer hier abgestochen wird. Die Zimmertüre wurde geschlossen um die nachfolgenden Patienten nicht zu verscheuchen und er machte munter weiter. Die Schmerzen waren unerträglich, die Tränen liefen, ich zitterte und ich war wirklich fertig mit der Welt.
Da hat wohl auch er erkannt, dass wir abbrechen müssen. Wir haben die Behandlung auf den nächsten Tag verschoben, in der Hoffnung dass die Entzündung durch das Antibiotika weiter rückläufig ist und sich alles etwas beruhigt hat. Ich hätte damals drauf bestehen sollen, die weitere Behandlung durch einen Kieferchirurg machen zu lassen. Aber der liebe Doc genoss damals noch mein vollstes Vertrauen und ich wollte ihm, mir und dem Zahn noch eine Chance geben.
Der nächste Tag wurde nicht besser, wenngleich auch erfolgreicher. Der Anfang war noch relativ schmerzfrei und ich hatte wirklich die Hoffnung die Spritze täte endlich seine ersehnte Wirkung. Aber der Endspurt war schmerzhafter wie Tags zuvor. Ich konnte die Zähne ja leider nicht zusammenkneifen. So musste leider die Hand der Zahnarzthelferin herhalten. Und ich muss ziemlich heftig gedrückt haben. Und geschrien. Geschrien wie am Spiess. Solche Schmerzen wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind (sodenn ich denn einen haben sollte).
Lieber noch einmal im Kreissaal mit heftigsten Wehen, wie diese Schmerzen auf dem Behandlungsstuhl. Und ich kenne beides ;-)
So war er also endlich draussen. Und der Nachbar dahinter, die Nr. 37 sollte folgen. Nene, nicht mit mir. Den vereinbarten Termin hab ich abgesagt, die Rechnung gezahlt und mich nicht mehr bei ihm gemeldet.
Monatelang nach diesem Eingriff kamen aus der Wunde noch Splitter. Und das waren Splitter vom Kiefernknochen, nicht vom Zahn. Mir war das alles nicht geheuer. Und solange ich keine Schmerzen hatte hielt ich es auch nicht für notwendig erneut einen Arzt aufzusuchen.

Bis vor 2 Wochen.

Tja und meine neue Zahnärztin ist nicht der Meinung die Nr. 37 ziehen zu müssen. Sie pläderte vorletzte Woche für den Erhalt und somit war ich jetzt insgesamt 4 mal in Behandlung. Zum Spülen mit Natriumhydrochlorid und zur Wurzelbehandlung. Aufwendig aber effektiv, so hoffen wir.
Nächste Woche noch einmal zur Spülung und dann werden die Wurzelkanäle vermutlich gefüllt werden.
Hätte ich letztes Jahr auf meinen Zahnarzt gehört, dann könnte ich diesen Backenzahn nicht mehr mein Eigen nennen. Vermutlich wollte er mir ein recht kostspieliges Implantat schmackhaft machen. Seine Rechnungsstellung spricht eindeutige Bände.

Nein, es hat nicht nur Vorteile Privatpatient zu sein. ;-)

Aber so bekommt die Geschichte ja doch noch ein zufriedenstellendes Ende und so wie es ausschaut kann ich mich bei Frau Zahnarzt getrost auch in weitere Behandlung begeben.

Ãœber mich 29.03.2006, 16.12

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Myra

Du Aermste der Armen - auweia-aubacke- Wie ich Dir das alles nachfühlen kann, wirst Du gleich verstehen, wenn ich Dir sage, dass ich vor drei Jahren mir 7 (!)
Zähne habe ziehen lassen müssen um zu retten, was noch zu retten war...Ich war in dieser Zeit fix und fertig und danach ziemlich traumatisiert. Das musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, als ich im letzten Herbst endlich wiedermal zur Kontrolle ging. Kaum sass ich auf dem berühmten Stuhl, liefen mir die Tränen einfach nur so runter, bevor mich der Zahnarzt überhaupt anrührte...Es war aber alles in Ordnung und ich musste nur die Reinigung über mich ergehen lassen. Am liebsten würde ich solch eine Stätte des Leids überhaupt niiiiiiiie mehr nicht mehr aufsuchen - ich schwörs und beglückwünsche Dich zu Deinem geretteten Zahn.
Danke für Deinen netten Kommentar bei mir und Grüessli aus CH von Myra

vom 31.03.2006, 21.58
Antwort von Ãœber mich:

Oje Myra - da haste ja schon einiges hinter Dich gebracht!!! Das Du mich verstehen kannst ist nach Deiner Geschichte nachvollziehbar. Ich wünsche Dir sehr, dass du die nächsten notwendigen Zahnarztbesuche wieder "lediglich" mit einer Zahnreinigung verlassen kannst.
Danke für die Glückwünsche!
Ja meine Oma hat immer betont, wie stolz sie doch auf ihre verbliebenden echten Zähne ist. Damals war mir das nicht so bewußt. Aber heute weiß ich genau, was sie damit meinte.
Herzliche Grüsse in die Schweiz



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