Ausgewählter Beitrag
~Das Böse ist nie absolut~
Wenn ich eine Verfilmung gesehen habe dessen Roman ich nicht
kenne, komme ich selten in die Versuchung mir nachträglich das Buch zu kaufen.
In diesem Falle aber hab ich in einer Rezension zum Hörbuch
gelesen: „Wer den Film mag, wird das Hörbuch lieben!“. Das zweite Argument das
mich zum Kauf bewog war der Sprecher. David Nathan. Er hat einfach eine Stimme
die unter die Haut geht.
Louis de Pointe du Lac, ein junger reicher
Plantagenbesitzer, bricht mit dem Leben. Er gibt sich die Schuld am Tode seines
geliebten Bruders und ist dem Tode näher wie den Lebenden. Damit macht er den Vampir
Lestat de Lioncourt auf sich aufmerksam, der Louis kurzerhand ins Reich der
Untoten befördert und ihn in Seinesgleichen verwandelt.
Fortan leben die beiden Gefährten gemeinsam mit Lestats Vater auf Louis
Plantage in der Nähe von New Orleans. Der einfältige Lestat frönt ausschweifend
und dekadent dem Luxus, den er sich ohne Louis Reichtum nie hätte leisten
können.
Louis, anfangs noch berauscht von seiner Metamorphose zur Nachtgestalt,
verabscheut Lestat für seine Verschwendung und seinen Sadismus und Verachtung
dem Leben gegenüber. Er kämpft mit dem Gewissen dass er sich über den Tod
hinaus bewahrt hat und der Tatsache und Notwendigkeit des Tötens um sich selbst
erhalten zu können, und erkennt zu welcher Hölle ihn Lestat verdammt hat.
Als Lestat bemerkt, dass Louis ihn verlassen will erschafft
er just einen weiteren Vampir um ihn an sich zu binden. Ein kleines 5-jähriges Mädchen
namens Claudia, zu der Louis sich hingezogen fühlt. Diese Vampirfamilie
funktioniert viele Jahre, bis Claudia aufbegehrt. Sie erfährt wer sie auf ewig
in den Körper eines Kindes gesperrt hatte und in ihrem grenzenlosen Hass will
sie Lestat vernichten.
 Louis und Claudia flüchten vor Lestat und machen sich mit einem
Schiff nach Europa auf, getrieben von der Sehnsucht weitere Vampire zu finden
und ihre Fragen beantwortet zu bekommen.
Nach ihrer Reise durch Osteuropa quartieren sie sich in Paris ein und erhalten
eine Einladung zum Théatre des Vampires. Dort trifft Louis auf den ältesten
lebenden Vampir Armand und fühlt sich auf eigenartige und manipulierte Weise zu ihm
hingezogen.
Diese ganze Geschichte über den Zeitraum von 200 Jahren
erzählt Louis dem Jungen Daniel Molloy in einem Hotelzimmer im San Franzisko
des 20. Jahrhunderts, der das Interview mit dem Vampir auf mehreren Tonkassetten
festhält.
Wer sich vor dem Hörbuch scheut weil er eine Abhandlung des bereits bekannten Films fürchtet, dem sei gesagt, dass das Buch viel reichhaltiger ist wie die Verfilmung, viel tiefgründiger. Mir hat die Verfilmung sehr gut gefallen und dennoch find ich das Buch um Längen besser. Vieles wird im Film gar nicht umgesetzt oder ganz anders. Einiges mag für die Handlung im Film nicht unbedingt relevant gewesen sein, aber das Verstehen um die Gefühle bleibt auf der Strecke.
Inzwischen sind seit der Erstveröffentlichung dieses Romans 35 Jahre vergangen, und dass er sich eine Art Kultstatus erworben hat liegt mit Sicherheit an der Faszination der Unsterblichkeit.
Was diesen Roman auch so interessant macht ist die Betrachtung der Dinge aus der Sicht der Vampire. Die Ich-Erzählung macht das ganze unheimlich lebendig. Diese Melancholie die Louis in sich trägt, seine Zerissenheit, sein Selbsthass wird richtig greifbar. Philosophisch wird es in Dialogen über die Frage nach der Existenz Gottes und der Wahrhaftigkeit des Teufels, der Sinnlosigkeit eines unsterblichen Lebens. Â
Das Hörbuch lohnt sich auf alle Fälle. Ein wunderbarer Roman der noch lange nachklingt. Von Beginn an herrscht eine düstere Atmosphäre der man sich kaum entziehen kann. Die getragene Erzählweise vermittelt eine ganz besondere Stimmung, und David Nathan vermag es in unnachahmlicher Weise den Charakter jedes Protagonisten ganz individuell herauszuarbeiten und Emotionen zu erzeugen.
Ãœber mich 06.10.2011, 22.07
Bohh, was du so liest, da würde ich ja noch weniger schlafen
GLG Marianne
vom 07.10.2011, 18.13